Die Frage nach dem „Wohin im September“ ist mal wieder ein Luxusproblem. Klar war für uns, was wir nicht wollten nämlich: ewig weit fahren, viel Geld für Mautgebühren ausgeben und schlechtes Wetter . Die Vorhersage lockte mit 25 Grad und stabilem Sonnenschein in den Südwesten von Deutschland. Warum also nicht mal an in viel umworbene Moseltal fahren? Auf die Reise, fertig, los geht’s Richtung Koblenz.
Am Deutschen Eck, wo die Mosel in den Rhein mündet, beginnen wir unsere Weinreise. Rund 250 km Moselromantik liegen vor uns: Weinberge bis zum Horizont, verwinkelte Dörfer, windschiefe Fachwerkhäuser, kleine und große Burgen und Schlösser sowie ein stetiger Blick auf die seicht dahinfließende Mosel begleiten unseren Weg.
Das Moseltal ist in 3 Abschnitte aufgeteilt: Untermosel (von Koblenz bis Pünderich), Mittelmosel (Pünderich bis Trier) sowie die Obermosel (Trier bis zum Dreiländereck). Unsere erste Etappe an der Untermosel ist wunderschön anzusehen. Nicht umsonst wird dieser Bereich auch Terrassenmosel genannt. Die Steigung der Weinhänge liegt hier bei bis zu 70 Grad und man fragt sich, wie eine Ernte der Reben hier überhaupt möglich sein kann. Vom Anblick verzückt steuern wir einen der ersten Campingplätze an und werden sofort auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Es ist extrem laut! Die Bundesstraße verläuft hier auf beiden Seiten der Mosel und sorgt für entsprechenden Verkehrslärm. Die Stell- und Campingplätze liegen fast ausschließlich zwischen Straße und Fluss. Hinzu kommt die Bahnlinie, die allerdings weniger störend ist, als der ständige Autoverkehr. Und ein Blick auf das Handy zeigt, dass es hier offensichtlich weder mit Vodafone noch O2 ein Netz gibt. Hier möchten wir nicht bleiben.
Wir schlängeln uns weiter die Mosel entlang und stellen entsetzt fest, dass der schlechte Handyempfang unsere Fahrt begleitet. Selbst in den größeren Städten wie Cochem reicht es gerade mal für ein E. Wer beruflich auf das Internet angewiesen ist kann hier leider keinen Urlaub machen. Wir fahren also weiter und geben die Hoffnung nicht auf. In Ürzig überrascht uns urplötzlich ein 4G. Hier bleiben wir und suchen uns ein schönes Plätzchen.
Das Universum hat es gut mit uns gemeint. Der Stellplatz Lösnich ist genau das, was wir gesucht haben: eine riesige, grüne Wiese mit direktem Moselblick, ein kleines Dorf und herrliche Ruhe. Die besagte Bundesstraße liegt hier nur auf der andere Moselseite, ist somit hörbar aber nicht mehr ganz so störend. Wer Strom benötigt, sollte ein langes Kabel an Bord haben. Ver- und Entsorgung sind perfekt gelöst und kostenlos. Duschen und Toiletten gibt nicht dafür aber eine kostenlose Ladestation für E-Bikes. Der absolut faire Preis von 8,00 Euro plus 2,00 Euro Storm werden jeden Abend von unterschiedlichen und allesamt sehr netten Bewohnern der Gemeinde eingesammelt. Jeder hat Zeit für ein kleines Pläuschchen und gibt gern Tipps, Empfehlungen und Informationen für die Region. Einkaufsmöglichkeiten sind in 2km Entfernung auch mit dem Fahrrad erreichbar. Alternativ kommt jeden Tag der Bäckerwagen, ein kleiner rollender Supermarkt sowie Mario, der Eismann, auf dem Platz vorbei.
Lösnich ist ein kleines, sehr gepflegtes Dorf. Der Moselradweg führt direkt am Stellplatz vorbei. Ein toller Start für Fahrradtouren durch wunderschöne Natur mit Weinhängen, Feldern und Wäldern oder auch nach Bernkastel-Kues, eine Stadt mit viel Geschichte. Die bestens ausgebauten Radwege führen zum Teil immer entlang der Mosel. Auch Wanderer und Hundebesitzer kommen hier voll auf Ihre Kosten. Nicht zu vergessen sind die vielen kleinen und großen Weingüter sowie Straßenfeste, die immer wieder zu einer Kostprobe der regionalen Weine und Köstlichkeiten einladen.
Sehr zu empfehlen ist auch das beheizte Freibad in Köver Reich, dass selbst bei nicht so schönem Wetter zum Schwimmen und Baden mit einem traumhaften Blick auf die Weinberge einlädt. Zum Preis von 5,00 Euro gibt es ein Sportbecken, ein Spaßbad mit Rutsche und Sprungturm sowie verschiedene Sprudel und Stromanlagen. Das Freibad liegt nur 3 km vom Stellplatz Lösnich entfernt und ist ebenfalls perfekt mit dem Fahrrad zu erreichen.
Fazit: Unsere Reise an die Mosel hat uns nach anfänglichen Enttäuschungen dann doch noch so gut gefallen, dass wir bestimmt wiederkommen. Der Moseltourismus ist extrem wohnmobilfreundlich. Fast jedes Dorf bietet für wenig Geld einen Stellplatz an. Lage und die Ausstattung sind hier sehr unterschiedlich und damit individuell zu bewerten. Wer gern mit Rad fährt, wandert und sich dann vielleicht noch für Wein interessiert wird hier ein Paradies finden.